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Reviews > A - C
Zeitreise zurück ins Jahr 1978: Punks not
dead, aber riecht schon nicht mehr gut, die New Wave zieht auf,
um noch etwas Party zu machen, siehe B52s, Rezillos etc..Der Nischensound
jener Tage kommt, von kleinen, aber feinen Bands ins schummrige
Club-Licht gezerrt, immer mal wieder in die Underground-Öffentlichkeit.
Die Bloodtypes kommen aus Portland/Oregon und scheinen wohl ein
Nachfolge-Projekt der ebenfalls dort beheimateten Epoxies zu sein
(Die genaue Recherche ist wegen der Künstlernamen und diversen
Verkleidungen etwas schwierig). Der Sound geht auf jeden Fall eins-zu-eins
weiter, sollte es so sein. Die deutschstämmige Sängerin
Schneck Tourniquet klingt nicht viel anders als ihre Vorgängerin.
Der Sound klingt frisch, die Band ist vielleicht etwas schneller
als das Vorgänger-Projekt. Dieses Album ist den USA mittels
Crowdfunding realisiert worden und jetzt in unseren Landen vom unglaublich
umtriebigen P. Trash Label aus der Stadt, die es nicht gibt, lizensiert
worden. Eine Tour ist für das Frühjahr 2014 geplant; man
wird mich dort zur Blutauffrischung in der ersten Reihe sehen.
Pete(12/13)
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Die „bestgekleideste Coverband Hamburgs“, die seit
15 Jahren mit wechselnden Line-ups aus der HH-Szene Punk- und Wave-Klassiker
zerschreddert, liefert 4 neue BD-behandelte UK-Wave/Postpunk-Hits
ab (Clash, Joy Division, Gang of Four, Heaven 17). Boy Division-Treatment
heißt: Megaphon, Billig-Szintis, Low Budget, Verzerrung, Tempo und
das ganze klingt nach viel Bier und Spaß bei Aufnehmen. Bei aller
Verarsche geht der Respekt vor den Originalen jedoch nicht verloren.
Die würd´ ich mal wieder gerne live sehen, mit ein paar Bier ein
grandioser Spaß.
Pete(10/12)
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Die Bootlegflut bei den Cramps nimmt nicht ab,
wer will da noch durchblicken? Das vorliegende Elaborat bietet auf
2 (blauen) Vinylscheiben 24 Tracks. Auf den ersten 2 Seiten sind
sämtlich regulär erhältliche Tracks drauf, wie der Name schon sagt,
B-Seiten (vor allem aus der 80er Jahre Phase, von „Can your Pussy
do the Dog“, Kizmiaz“, „Bikini Girls“ etc.) und Soundtrack-Nummern
(„Surfin Dead“ , Get off the road“). Die Soundqualität ist sehr
gut, ich höre keinen Unterschied zu meinen Originalen. Es ergibt
sich so im Vergleich zum dauernden Wechseln am Plattenteller eine
komfortable Möglichkeit, ein paar coole Cramps-Nummern mal am Stück
neu zusammengewürfelt zu hören. Denn musikalisch ist natürlich alles
top, die Band hatte auch auf ihren B-Seiten keine Ausfälle! Auf
Seite 3 sind dann noch 2 okaye Live-Tracks drauf und der erste von
insgesamt 6 Rehearsal-Stücken, die sämtlich von „How to make a monster“,
dem offiziellen 2004er Compilation-Release (siehe unten), geklaut
sind. Nun ja, damit beschränkt sich der Mehrwert dieser Scheibe
nun in der Tat auf eine nette neue Kompilierung. Die Verpackung
ist eher bescheiden, eine Posterkollage bildet die zusammenklappbare
Albumhülle. Es gibt zwar ein paar hübsche Bilder, aber ein solides
Cover ist mir immer lieber. Ich käme sowieso nicht auf die Idee,
mir das Ding an die Wand zu hängen. Abgedruckt ist dort auch ein
Interview mit der Band vom Macher der (leider nicht mehr aktualisierten)
Fan-Seite www.cramps.de, so dass vielleicht aus dieser Ecke die
Quelle des Tonträgers stammt. Es wäre nett gewesen, zu jedem Track
vielleicht mal 1 bis 2 Sätze zu verlieren, das gibt mir das Gefühl,
das sich jemand Mühe gemacht hat und nicht nur ein schnelle Euros
mit den armen Cramps-Fans machen will, die sowie immer alles kaufen!
Also, zwiespältiges Teil für knapp 24 Euronen, die ich bei Glitterhouse
dafür auf den Tisch gelegt habe.
Pete(10/12)
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Alle Jubeljahre entdecke ich unter "Metal" bei
Green Hell mal wieder ein Album, das mich richtig kickt. Diesmal
ist es das 3. (oder 3. und 4., ganz sicher bin ich mir aufgrund
der Nummerierung nicht) der Band aus Savannah, Ga. Meistens treibt
einen ein Beat druckvoll voran, darüber liegt nahezu spärisch
der Gesang, der beinahe an Choräle erinnert. Es gibt aber auch,
fast meditative, langsame Abschnitte, vor allem auf der "Green"-Platte,
wo nur zwischendurch der Weckruf erhalt, so dass der akustische
Genuß zu einer abwechsungsvollen Reise wird. Im Fachjargon
nennt man sowas wohl "progressive metal", ein Label, bei
dem ich normalerweise sofort abschalte. Erinnert ansatzweise im
ersten Teil an "Songs for the deaf" von Queens, jedoch
nicht so staubtrocken. Da die Band auf den beiden Vorgängern
auch deutlich härter war, liegt der Vergleich zu Metallica
und deren "Black Album" nahe. Wollen wir hoffen, dass
sie ihren Tourunfall gut überstanden haben.
Pete(08/12)
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Den Abschied von den Briefs kann man sich mit diesem
(2.) Album der C.L. einigermassen verschmerzen. Steve E. Nix schafft
es mal wieder, einen Blumenstrauß poppiger Punkmelodien mit ooh-ooh
und ahh-ahh Chören aus dem Ärmel zu zaubern. Offensichtlich hat
Daniel Travanti bei den Briefs die härteren Nummern geschrieben.
(Meine These zur Auflösung der Briefs: Für 2 Genies (D.T und S.E.N)
war kein Platz in einer Band. Die Frage ist nur: Was macht das andere
Genie gerade?). Hört bloß nicht auf die Rezensionen, die was von
Power-Pop erzählen. Power-Pop ist spästens nach 2 Stücke öde,
was auf diese Platte mitnichten zutrifft. Ich höre Buzzcocks und
999 und ein großes Stück eigenen Charakter. Scheiße, habe
ich live verpasst, gottseidank sind die mindestens 2-mal im Jahr
auf Tour. Geht hin, kauft die Platten, betet sie an!
Pete(02/10)
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Auf diesem Tonträger wird das komplette Konzert
präsentiert, das the Clash im Oktober 1982 als Support von The Who
auf deren Abschiedstour im Shea-Baseball-Stadion vor 90.000 Leuten
in New York gespielt haben. Wer ein bißchen mit dem Werk von the
Clash vertraut ist, kennt vielleicht die Filmaufnahmen von Don Letts,
der die Band auf dem Weg zum Gig durch Manhattan im Cadillac-Cabrio
gefilmt hat. Ausschnitte des Gigs sind auf mittlerweile mehreren
DVDs (z.B. Westway to the world) zu sehen. Die Band, ohne den wegen
Drogeneskapaden gefeuerten Topper Headon, dafür mit Ersatz-Drummer
Terry Chimes, der auch schon auf dem ersten Album dabei war, zeigt
sich auf dem Zenit ihres Schaffens. Leider zeigt die Geschichte,
dass wenige Monate danach die Band verbrannt war, als Mick Jones
gefeuert wurde und eine Rumpfversion von the Clash noch anderthalb
Jahre weiterdümpelte. Das Combat Rock Album war gerade raus und
die Band begann erstmals Geld zu verdienen, nachdem der Vorgänger
Sandinista wegen der hohen Kosten als 3er Album keine wesentliche
Kohle einspielte. Außer Career Oppertunities sind keine Stücke vom
Debüt-Album vertreten, der Rest verteilt sich auf die Highlights
der übrigen Alben. Die Band spielt ihr 50 Minuten Set kraftvoll-stringent
durch. Die Tonqualität ist 1a; da hier die Stimmung eines durchgehenden
Gigs eingefangen wird, ist dieser Tonträger dem Live Album "From
here to eternity" von 1999 vorzuziehen. Auch wenn die 180g Vinyl-Version
knapp 20 Euro kostet.
Pete(02/10)
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Ich muss vorrausschicken, dass dies mein erstes
BHP-Album ist. Im Ox wird es sinngemäss als "nicht mehr ganz so
düster wie der Vorgänger" rezensiert, was ich überraschend finde,
denn dieser Stoff ist düster wie die endlose Winternacht tief im
Norden. Wäre der Begriff Doom nicht vergeben, könnte man ihn hier
gut verwenden. Die Titel heißen "Suicide", "Heaven and Hell" oder
"Rats" und darin werden nicht gerade die Sonnenseiten des Lebens
besungen. Der Sound erinnert entfernt an Nick Cave (ohne das religiöse
Pathos) oder - wegen der Violine - an Murder by Death (ohne die
Western-Attitüde). Die 4. Seite des Doppel-Albums ist im Übrigen
mit einem Bildchen beritzt. Packendes Album, wie gesagt - ziemlich
düster. Wenn Du es hiermit durch den Winter schaffst, kann Dir nichts
mehr passieren.
Pete(12/09)
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Hätte nie gedacht, dass mich Cock Sparrer noch
mal so beeindrucken! Die Frühwerke sind Klassiker des Streetpunk/Oi
Genre und erinnern mich mit ihrem Schunkel-Mitgröhl-Beat immer ein
wenig an mit Punkrockgitarre unterlegte Volkslieder. Als man dachte,
die Band hätte sich erledigt, kam in den Neunzigern die Comebackplatte
„Guilty as charged“ raus, die noch mal mit faszinierenden Hymnen
daher kam; die „Abschiedsplatte“ Two Monkeys von ´98 dagegen bot
nur schmale Kost. Eigentlich konnte man daher nix mehr erwarten,
aber der einigermaßen überraschend rausgebrachte neue Longplayer
der 5 Herren von der Insel, die auf der Picture Disc aussehen, als
sollte man sie im Pub besser nicht anrempeln, lässt einen wie zu
besten „Take them all“ Zeiten beim Hören schnell die Faust gen Himmel
recken und aus voller Kehle mitgröhlen. Die Mix-Behandlung von Rancid-Gitarrist
Lars Fredricksen bläst die Gitarren zu einer fetten Wand auf und
tut dem bisher etwas biederen Sound verdammt gut. „Time to make
your move“ ist ein echter Knaller in einem Genre, von dem man dachte,
alle Hits wären schon geschrieben. Ich lasse mich gerne überraschen!
Wird bestimmt eine der Top-Ten Platten des Jahres. Pete
Pete(02/08)
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B. Fuller dürfte dem musikhistorisch Interessierten wahrscheinlich durch seinen (aber nicht von ihm, sondern von S. Curtis geschriebenen) Hit "I fought the Law" bekannt sein, den der geneigte Punkrocker vielleicht in den Versionen der Dead Kennedys oder The Clash kennt. Bevor er 1964 nach LA ging, um mit den Bobby Fuller Four ein Star zu werden (und 1966 tot im Auto erstickt gefunden zu werden), war er in El Paso/Tx so was wie der kleine King of RnR. Dass er ein großer Fan von Buddy Holly war, hört man den hier versammelten, teils unveröffentlichen Nummern durchaus an, die Grenze zum Eis-am-Stil-Kitsch kommt verdammt nahe. Aber die wie immer bei Norton sehr schöne Editierung mit ellenlangen Linernotes und 2 raue frühe Versionen von "I fought..." sind gute Argumente für den Erwerb dieses feinen Tonträgers, vor allem wenn man sich mal mit "sanfteren" Spielarten des RnR befassen möchte.
Pete(12/07)
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Die Aggrolites aus L.A., auch schon als Backing Band für Tim Armstrong of Rancid Fame in Erscheinung getreten, spielen einfach super authentischen 69er Skinhead Reggae, der auch auf ihrer 2. Platte sofort ins Tanzbein geht. Keine Ahnung, wie die das hinkriegen, vielleicht liegt es an der kalifornischen Sonne. Die Hammond Orgel groovt wie bei den Originalen vom Trojan-Label aus grauer Vorzeit, die Songs stampfen im genau richtigen Tempo, nichts klingt an dieser Produktion unpassend modern. Auf jeden Fall kriegt man beim Hören Sommer-Laune auch im westfälischen Winter.
Pete (12/07)
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5 Typen in Lederjacken mit Buttons, einer davon mit Eater T-Shirt, auf einem sw Cover gelangweilt vor einer Betonwand posierend, was kann
da schon passieren? Nix Schlimmes, sondern 9 Power Pop beeinflusste KBD Kracher. Beim Hören der Scheibe dachte ich mir, die Band würde man
gerne mit den Marked Men zusammen live sehen, um mal ´ne hausnummer zu nennen Klappt wohl erst mal nicht, aber immerhin sind die 5 aus
Atlanta im März bei uns auf Tour. Deren erste Platte „Scene Killer“ hatte mir vor Jahren mal gekauft, konnte aber mit deren
nervösen-Screamo- Punk auf Dauer nicht viel anfangen, immerhin zeigten sie aber damals schon mit einer Elecric Eels“ Cover Geschmack.
Gottseidank sind sie etwas ruhiger geworden!
Pete (12/07)
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Ein "Spaß"-Release der "großen" Chart-Punks aus Berlin mit vielen Coverversionen auf einem Berliner Indie Label! Wer das Kotzen kriegt,
wenn eine Band auf "1Live" gspielt wird, kann gleich weiterlesen. Von den radiotauglichen Punkbands (ist das noch Punk?) sind mir die
Beatsteaks aber noch am liebsten. Das vorletzte
Album mit der schönen Hommage an Joe Strummer fand ich sogar richtig gut. OK, ein Mini-Album mit Covern braucht natürlich eigentlich
kein Mensch, die Versionen von Joy Division, Beastie Boys, Supersuckers, Grauzone u.a. zeugen von gewissem Geschmack und sind halt gute
Songs und gute Songs kann man immer wieder hören. Nicht mehr und nicht weniger.
Pete (12/07)
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Die Bad Brains haben vor vielen, vielen Jahren mit "Rock for Light" ein so phantastisches Album gemacht und müssen auch auf der Bühne eine unglaubliche Macht gewesen sein, dass das Publikum viele Kapriolen in den Jahren danach verzieh: Lasche Crossover-Alben, langweilige Reggae-only Gigs, bis hin zu schwulen- und was-weiß-ich feindlichem Rastafari Faschismus. Einer der Fans der ersten Tage, Adam Yauch von den Beastie Boys, hat sich von all dem nicht abschrecken lassen und mit den ehemaligen DC-Rasta-Punks ein neues Album aufgenommen. So, und das ist, wie soll man sagen, so mittel! Aus den Elementen der bisherigen Scheiben wird nun eine neues Album zusammen gesetzt. Hier mal ein krachiges Hardcore-Stück, dann wieder ein mid-tempo Mithüpf-Mosher unterbrochen von den bekannten Reggae-Nummern. Dr. Know´s Gitarre sägt präzise wie in den besten zeiten, Darryl ballert unglaublich trocken auf die Felle in ser bekannten Art, die tausende Schlagzeuger von ihm kopiert haben. Allein, für einen großen Comeback - Knaller fehlt ein wenig der Spirit und das könnte daran liegen, das H.R. ein wenig die Spären der normalen Welt verlassen hat. Wer das Konzert neulich in Köln gesehen hat, weiß, was ich meine.
Pete (11/07)
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Oh Mann, Pete Rockass, komm uns jetzt nicht mit so ´nem Scheiß, höre ich die Leute sagen. Aber, was soll´s, ich muss mich doch nicht entschuldigen, die Ärzte gut zu finden. "Jazz" ist eine sehr gute, intelligente, unterhaltsame Party-Platte. Fertig. Als ich vor ca. einem Vierteljahrhundert anfing, bewusst Platten zu kaufen (also was anderes als Barclay James Harvest) und auf Konzerte zu gehen, war ich großer Fan der Toten Hosen und fand die Ärzte, die ich 1984 im Odeon gesehen hatte, eher doof. Jetzt hat sich das ganze gedreht, die Hosen kann man seit 1990 wirklich nicht mehr gut finden, zumindest nicht wegen ihres neueren Outputs, aber ich fange an die Ärzte cool zu finden. Vielleicht ist es so ein Alters-Phänomen, dass man als 40-jähriger respektvoll feststellt, dass 3 Typen ihr Ding so bis in ihre 40er Jahre durchziehen. Außerdem stehe ich auf ungewöhnliche Plattenverpackungen und mit dem Pizzakarton, in dem die Picture LP und 7" liegen (+Downloadcode), liegen die Ärzte ganz weit vorne, scheiß auf 27,90 Euro!
Pete (11/07)
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Endlich mal wider ein Highlight in der Masse der Garage – Punk Releases. Wenn das Plattenregal bis an die Decke voll ist, reicht das Kriterium „ganz gute“ Platte halt nicht mehr aus. Diese Band aus Gainsville, Fl., der Heimat von Hot Water Music, überzeugte mich dann doch, die EC Karte an den netten Verkäufer von Green Hell Records zu überreichen. Die sparsam instrumentierte 3-Piece band (2 Mädchen, ein Schlagzeugknecht) hauen einem gute Punkrocksongs mit post-Hüsker Dü-Melodic-Core Anleihen a la Squirrel bait oder Mission of Burma um die Ohren. Produktionstechnisch hört sich das wenig verwunderlich natürlich ein wenig nach HWM an, was mir nichts ausmacht, da ich auch diese Formation sehr schätze.
Pete (04/03)
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Eins gleich vorweg: Diese Platte ist momentan der Punkrockhammer für mich und nicht nur für mich, wie überall zu hören und zu lesen ist. Obwohl die C. D. doch relativ jung sind, brettern sie ihre Nummern in bester Old-School-Dead-Boys-Manier runter, mit gelegentlichen psychedelischen Ausbrüchen. Wer sich Letzteres nicht vorstellen kann, das läuft ungefähr folgendermaßen: Der Song fängt an, rockt gut durch, dann verliert wirklich jeder in der Band den Faden und kurz bevor man Angst bekommt, dass es bald nervt, kriegen sie wieder die Kurve. Das hört sich vielleicht komisch an, aber es hört sich wirklich sooo cool an, viel cooler als irgendwelche Streetpunkscheiße, mit der man in letzter Zeit gerne mal zugedröhnt wird. Zum Beispiel „Little Miss Lori“, was für ein Hit! Einfach nur so, nur locker aus der Hüfte! Ich hoffe inständig, dass diese Platte einschlägt wie eine Bombe. Bei mir hat´s ja auch hingehauen. Bittebitte, statt in die nächste Peoplelikeyou oder TKO –Platte mal hier reinhören! Mir sind die Clone Defects mit ihrem kaputten 77er Second-Hand-Look auf jeden Fall einiges lieber als zutätowierte Nietengürtelrocker.
Duniel (10/02)
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Ich habe nie so recht verstanden, warum die Country Teasers überall als „meist gehassteste Crypt-Band“ verschrien sind, mir sind sie eigentlich eher eine der Liebsten. Okay, wenn man sich darauf beschränkt, dass alle Musik rocken muss, mindestens so wie Motörhead, dann ist man hier falsch. Auch singen und spielen die C.T. dermaßen schräg, dass man mitunter meinen könnte, sie improvisieren auf Schiefertafeln. Und klar definieren kann man dieses Gemisch aus rumpeligen Slow-Motion-Billy Childish-Sound, nöligem Suffcountry und einfachen Krach nicht. Aber wozu auch? Wenn Songwriter-Genie Ben R. Wallers seine patentierten 0% PC – Texte „singt“, dann macht er das mit mehr Verachtung und Hass als jeder Grindcore Shouter und wenn er bei den laaangsamen Countrysongs in seinen Whisky weint, dann brauch´ ich keinen Emocore mehr. Nicht zu vergessen der übelst schwarze Humor, der mir jedes mal mehr Spaß macht, auch wenn er den Meisten wieder mal zu hart ist (Ironie? Sarkasmus? Sie verstehen?) Aber zur Sache, widmen wir uns mal der CD hier. Nachdem die letzte Platte auf Fat Possum sehr ruhig und relativ clean war, dachte ich erst, die C.T. hätten wieder zu alter Form zurückgefunden (was nicht heißt, dass besagte Scheibe schlecht war!), aber dann habe ich kapiert, dass wir es mit einer Singles-/ Rare-Stuff – Compilation zu tun haben. Dementsprechend ist auch die Produktion wieder schön Lo-Fi, und etwas mehr Rotz als sonst ist auch dabei. Jede Menge komisches Zeug kann man hier finden. Der erste Track ist zum Beispiel ein Elektro-Instrumental (ich dachte erst, dass geht die ganze CD so weiter...), Coverversionen von „No Limits“ und Ice Cube, die erstaunlicherweise sogar Sinn machen, wechseln sich mit den üblichen C.T. – Songs ab und letztendlich gibt es sogar recht „straighte Rocker“. Alles in allem sind meiner Meinung nach, und um nichts anderes geht es ja hier, einige ihrer besten Lieder überhaupt dabei. Verwirrt hat mich letztens nur die Nachricht, dass das ganze jetzt auch als Doppelvinyl erschienen ist, mit 40 statt nur 20 Tracks wie auf der CD. Mist, jetzt muss ich mir die auch noch besorgen. Also nicht wundern, sondern zuschlagen, wenn ich diese CD in der nächsten Ausgabe zum Verkauf feilbieten sollte....
Duniel (10/02)
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Es hat wohl jeder so seine Band, für deren neues Album man sich gerne mal einen Tag frei nimmt und sich drauf freut wie irrsinnig. Meine ist die Country Teasers, wie sie vielleicht wissen. Eine klassische polarisierende Combo, sie wissen vermutlich schon, ob sie mal reinhören wollen oder lieber Kopfschütteln über den prätentiösen unhörbaren Mist. Wer mit den Chefmisanthropen von der Insel hier und da mal was anfangen kann, sollte es mal versuchen. Diese für CT Verhältnisse schnell entstandene, homogene (ein einziges Studio! Wow!) und beinahe straighte Platte hat alle Zutaten für eine gute neue Predigt in Sache "Feeling good about bad thoughts". Erinnert insgesamt sogar an ihre Crypt Releases. Wundersame Geschichten werden wie immer erzählt, Todesballaden über Star Wars gesungen und mit Unkorrektheiten Selbstverständlich nicht gespart, doch es blitzen nicht selten beinahe - Pophits durch. Diesen unbeirrbar starrsinnig menschenverachtenden Humor könnte ich mir noch hundert Platten lang anhören. Und obwohl es immer unverkennbar die Teasers sind, bleiben sie nicht mal in ihrem eigenen Schema hängen. Alles beim alten, trotzdem neu. Unglaublich, wie immer.
Duniel
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Sagte ich beim Lavender Jungle da eben "humorigste Platte der Saison"? Uuuh, wenn, dann nur knapp, weil an den Cretins muss man sich erstmal messen können in Sachen infantiler PillemannEierArsch - Humor. Da ist dankenswerterweise jemand hingegangen, hat die "Samen im Darm"- EP der Cretins von 1980 mit einigen gleichalten und sehr brauchbaren Livesongs auf diese 12" gepackt und damit vermutlich seitdem reichlich Partys aufgemischt. Der Song muss wohl mal im Ärzte- Repertoire gelandet sein, zumindest kreischen das immer Alle, wenn man die Platte anmacht, aber besser können die den pubertierenden Pennäler Pogo nicht hingekriegt haben. Wer über diesen Songtitel nicht lachen kann und auch nicht über "Heimkind" ("alle zeigen mit dem Finger auf ihn..."), muss weiter ohne die Cretins leben. Wer bei Punk auch mal das Hirn ausknipsen will oder einfach sich generell im Zotenmilieu wohler fühlt, hat jetzt sein Hochamt. Wobei noch zwingend anzumerken ist, dass der Pogorotz der Cretins musikalisch einfach geil wie nichts ist und auf jeder Killed Bloodstains Irgendwas- Compilation glänzen würde. Bier und Blödsein! Olé!
Duniel
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Da die Original-Band schon 10 Jahre out of order ist, greift man als Ramones-Fan nach jedem Strohhalm,
in diesem Fall zu einer 3-Track Single Mini - Compilation. Track 1 von The B.E. Crew ist eine coole Ramones Nummer, kein Wunder,
sind doch mit Tommy, Marky und C.J. einige Original Familienmitglieder am Start. Eine weitere mir nicht bekannte Kapelle namens
"Going Places" schlägt sich wacker, Gewinner ist der Track von Suzie and Los Quattro mit der wunderschönen Pop-Punk Hymne "I´m not
glad to see you go".
Pete
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Noch eine verheißungsvolle Gruppe junger Leute, die sich steigern können, man könnte glatt seinen Pessimismus zu Grabe tragen.
Dabei hatten Blacktime durchaus Scheiß Ansätze, die mir auf den Sack gingen, aber bis auf ein oder zwei nervige Schnellschüsse
läuft dieses neue Geschoss destruktiv rund. Black Time haben scheinbar immer noch kein Glück im Leben, was für sie prinzipiell
Schade ist, für den perspektivisch ähnlich gearteten Plattenkäufer aber ein schönes Trostpflaster ist. Trotz und aber auch wegen
ihrer Billigkeit sehr reizvoll.
Duniel 2006
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Es hat ja jeder so seine Methoden, um mit Frust fertig zu werden, gerade im musikalischen Bereich. Das Naheliegendste ist da wohl, in einer HC- oder Metalbolzkapelle zum sprichwörtlichen Brüllaffen zu mutieren, den Weg der Selbsttherapie durch nachdenkliche Folksongs sei hier mal von vorne herein ausgeschlossen. Wenn sich in Memphis und New Orleans drei Stinkstiefel übelster Kajüte zusammentun, um ihre "Bad Times" aufzuarbeiten, nämlich Eric Oblivian, Jay Reatard und der gute King Louie, dann kommt genug Frust und Niedertracht für
sämtliche New Yorker Hardcoremetalbands zusammen, aber auch dermaßen viel SOUL wie man's höchstens von eben den Oblivians oder den Reatards kennt. So bratzig- kaputte Gitarren hab ich schon lange nicht mehr gehört. Und diese Songs hätten auch schon auf den Platten der eben erwähnten Vorgängerbands als absolute Perlen geglänzt, wenn man das angesichts sovielen Drecks überhaupt so sagen kann. "Momma told me so" zum Beispiel, in dem sich Jay über seine
Hippiemutter auslässt (vor der Aufnahme ließ sie ihn laut Linernotes mit dem kompletten Hausstand sitzen, nach der Aufnahme war sie zwar wieder da, Jays Klamotten standen allerdings im Vorgarten…) und direkt ins fast schon psychedelische abdriftet, der "Jimmy Miller Bounce" ist 1:1 Oblivians- Boogie- Wank, "Sometimes she wants it" könnte auch von den Cheater Slicks sein und "You're so
lewd" ein Punkrockklassiker der Zukunft, zwischen diesen Polen schliddert die Platte durch den Memphis- Matsch. Umso verwunderlicher bei dieser "Qualität": die Band war nach eigener Aussage "the ultimate one- off", will meinen: einen Tag proben, einen Tag Platte aufnehmen, einen Auftritt, auflösen. Das Vinyl auf Goner ist schon etwas länger vergriffen, daher hat Sympathy das Ganze jetzt noch mal auf CD rausgebracht (leider haben Sympathy die Vinylproduktion fast völlig eingestellt), was sehr gut ist, denn wie stand es so schön im Green Hell- Katalog, manche werden's zwar überhaupt nicht kapieren, aber auf seinem Gebiet ist das hier ein Klassiker und für Freunde der Oblivians sowieso unausweichlich.
Duniel
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Auf dem "Sympathic Sounds of Detroit"
- Sampler hatte die Come-ons ja einen netten kleinen Hit, als ich
mir im Plattenladen die LP anghört habe, fand ich´s auf
Dauer langweilig, also dachte ich mir, kauf dir die Single, dann
bist du am besten beraten. Stimmte auch. Auf einem Mixtape machen
sich ein, zwei Songs immer ganz gut. Etwas Soul/Rhythm´n´Blues-lastiger
Orgel"Pop" mit Frauengesang ist im Sommer bestimmt nicht
die schlechsteste Wahl, diesen relativ "lockig-flockigen"
Sound höre ich immer noch lieber, als die 1000ste Ramones-Poppunk-Nummer.
Ich glaube allerdings, dass sich auf der Platte noch bessere Hits
gefunden hätten. Vielleicht sollte jemand, den´s interessiert
und der die Detroit Cobras gut findet und sich die poppigere Orgelversion
vorstellen kann, mal reinhören.
Duniel 2002
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Im Jahr 1979 waren The Clash zweimal on the road
in den USA - dies ist ein Mittschnitt der 2. Tour im Herbst. Von
diesem Gig stammt das legendäre Photo, das Paul Simonon zeigt, wie
er seinen Bass zerschlagt und später das Cover von "London Caling"
wurde. Die Soundqualität ist gut, Überschneidungen mit der offiziellen
Live-Scheibe gibt es nicht.
Pete
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Diese Special Edition muss man als Fan natürlich
haben; auch wenn die frühen Demos nicht die Durchschlagskraft späterer
Klassiker besitzen, ist es natürlich interessant die Entwicklung
der Band zu verfolgen. Das kann man natürlich auch durch das Hintereinander-Hören
der beiden Konzerte auf Disc 2, wo in einem Jahr schon viel Stilbildendes
passiert ist. Empfohlen werden kann dieser Tonträger natürlich
nur dem, der schon alle anderen von den Cramps hat.
Pete
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