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Teengenerate
Get More Action (Crypt)

Gerne erinnert man sich an die legendären Zeiten in den Neunzigern, als Crypt Records mit Bands wie New Bomb Turks, Devil Dogs, Nine Pound Hammer und eben auch Teengenerate sich anschickte, die Weltherrschaft zu übernehmen. Heute wissen wir: Es hat leider nicht geklappt; Coldplay und Konsorten haben gewonnen. HIER finden wir eine alternative Version des Albums, das die 4 Punkrocker aus dem Land der aufgehenden Sonne vor den Sessions der offiziellen Crypt-LP in 1994 während einer Tour in den USA in Seattle aufgenommen haben. Warum das Werk nicht das Wohlgefallen des Labelmogul Tim Warren gefunden hatte, kann ich nicht nachvollziehen, die Versionen hier (Ca. 80% Song-Überschneidungen) finde ich sogar besser als das normale Album. Aber was Mixing angeht, hat TW ja eine sehr spezielle Meinung. Mehr dazu in den Liner-Notes von E. Davidson of New-Bomb-Turks-fame. Egal, gute Platte für alle Fans von 70er US-Punk! Daniel Rompom der Glückspilz hat die Band vor ein paar Tagen inSpanien live gesehen, vielleicht haben wir hier auch noch mal Glück!
Pete (11/13)

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Samiam
Complete Control Recording Sessions 12" EP (SideOneDumy)

In der "Complete Control" Serie werden (bis lang 5) Live-im-Studio Sessions veröffentlicht, die an die berühmten John-Peel-Sessions erinnern sollen. Auch wenn diese einen historischen Hintergrund hatten (in der BBC musste aus musikgewerkschaftlichen Gründen ein bestimmter Anteil an live performter Musik gesendet werden, daher kam es zur stattlichen Zahl von 4000+ JP-Sessions) hat so eine Session für Fans einen gewissen Reiz. Ich denke, dass die Label-Typen genau aus diesem Fan-Gedanken diese Reihe auflegen. Nach Scream und Anti-Flag et al. sind nun Samiam dran. 6 Stücke werden abgeliefert, allesamt bereits auf verschiedenen Tonträgern veröffentlicht, nichts Rares dabei. Es handet sich um coole downgestrippte Versionen. Kein Mensch braucht das wirklich, aber, hey, wir reden hier von Punkrock und Liebe zur Musik und Tonträgern im Besonderen. Kommt mit Download-Code. Ich hätte mal wieder Bock, die Typen live zu treffen, fällt mit gerade ein.
Pete (11/12)

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Sex Pistols
Never mind the Bollocks 35th Anniversay DoLP (Universal)
Zum Jubiläum gibt es mal wieder eine neue, nett editierte Ausgabe der wichtigsten Platte der Welt. Beim Wechsel von Virgin zu Universal sind die Bänder des Albums (angeblich) wieder entdeckt worden und wurden von den Original-Produzenten remastert. Und, ich muss sagen: Das Ergebnis kann sich hören lassen! Ohne Scheiß! Klang früher der Sound mehr als unterschwellig nach aufgepitchtem Hardrock-Gewichse, hat gerade der Schlagzeug-Sound massiv gewonnen. Man kann sich beim Hören vorstellen, was für eine tight eingespielte Truppe die Pistols waren (Bis der Idiot den Bass übernahm). Ich habe mir die LP-Version (DoLP, auf der 2. Scheibe ist ein Live-Auftritt in Schweden daruf, der aber vormals schon auf mehreren Bootlegs erhältlich war - denoch: gute Qualität) und die CD zugelegt (Auch Doppelpack, auf der 1. Scheibe sind zusätzlich noch die ebenfalls remasterten Single B-Seiten drauf, darunter mein heimlicher Pistols-Fave "Did you no wrong" von der GSTQ 7"- ein geiler Pubrock-Knallerngle). Ich habe bei amazon mal reingehört: Fürchterliches Rumpeln und Echo ohne Ende Das hat der Musikwelt bisher nicht gefehlt. Für Fans sind aber bereit die normalen Editionen ein echter Gewinn: Die Pistols werde ich als alter Opa noch hören und mir geht einer ab!
Pete (10/12)
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Sex Pistols
Never mind the Bollocks 35th Anniversay DoLP (Universal)
Zum Jubiläum gibt es mal wieder eine neue, nett editierte Ausgabe der wichtigsten Platte der Welt. Beim Wechsel von Virgin zu Universal sind die Bänder des Albums (angeblich) wieder entdeckt worden und wurden von den Original-Produzenten remastert. Und, ich muss sagen: Das Ergebnis kann sich hören lassen! Ohne Scheiß! Klang früher der Sound mehr als unterschwellig nach aufgepitchtem Hardrock-Gewichse, hat gerade der Schlagzeug-Sound massiv gewonnen. Man kann sich beim Hören vorstellen, was für eine tight eingespielte Truppe die Pistols waren (Bis der Idiot den Bass übernahm). Ich habe mir die LP-Version (DoLP, auf der 2. Scheibe ist ein Live-Auftritt in Schweden daruf, der aber vormals schon auf mehreren Bootlegs erhältlich war - denoch: gute Qualität) und die CD zugelegt (Auch Doppelpack, auf der 1. Scheibe sind zusätzlich noch die ebenfalls remasterten Single B-Seiten drauf, darunter mein heimlicher Pistols-Fave "Did you no wrong" von der GSTQ 7"- ein geiler Pubrock-Knaller. Auf der 2. Scheibe ebenfalls der o. g. Schweden-Gig plus 3 Live-Songs vom Dezember 77, meines Wissens noch nirgends erhältlich.). Die "Neuentdeckung", eine Demoversion von "Belsen" mit Johnny Rotten-Vocals ist nur auf der 100€ + 3er super-duper deluxe Edition drauf. (Dafür kriegt man noch eine DVD, ein Buch und eine Replika der zurückgezogenen A&M-Single). Ich habe bei amazon mal reingehört: Fürchterliches Rumpeln und Echo ohne Ende Das hat der Musikwelt bisher nicht gefehlt. Für Fans sind aber bereit die normalen Editionen ein echter Gewinn: Die Pistols werde ich als alter Opa noch hören und mir geht einer ab!
Pete (10/12)
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Johnny Thunders
Some Hearts -the last album LP (Lilith Records)

Ha, ein "neues" Johnny Thunders-Album! Ich als Biograph des Meisters hätte es wissen müssen! Diese Aufnahmen haben natürlich schon längst das Licht der Welt erblickt. Es handelt sich um 8 Songs, die JT 1990 in New York als Demos für ein (mögliches) neues Album eingespielt hat. 5 Songs sind knackige Stones-Rock-Nummern, die durch den charakteristischen Thunders´ Gitarrensound das gewisse Etwas haben. Das hat natürlich nix mit Punk zu tun; das hatte der Künstler sicher auch nicht vor, sondern wollte (meine Hypothese!) sich mehr oder weniger in der "classic Rock"-Ecke (bah, böses Wort) etablieren. Dann gibt es (aus einer anderen Session) 3 weitere Songs einschließlich des Titeltracks, nämlich Balladen mit akustischer Gitarre mit Saxophon-Begleitung (nicht so schlimm, wie es sich anhört!). Abgerundet wird das Album, das für die ipod-Generation praktischerweise mit CD-Version ausgeliefert wird, mit 4 JT-Klassikern in Live-Versionen (angeblich 1982) in okayer Qualität, die angsichts der Masse ähnlicher Veröffentlichungen keiner so wirklich braucht. Wie schon erwähnt, sind die Demo-Tracks bereits in den Neunziger Jahren auf einem Dojo-Album namens "Studio Bootlegs" und einem Elaborat namens "Sticks & Stones" auf Totonka und Cleopatra-Records erschienen. Wäre ja auch gelacht, wenn jemand plötzlich was Neues gefunden hätte. Am 23.04. jährt sich Johnnys Todestag übrigens bereits zum 20. Mal. Ich stelle dabei gerade fest, dass ich 4 Jahre älter bin, als JT geworden ist. Mehr über JT gibt es auf www.chatterbox.com. Für den Einsteiger verweise ich auf meinen Artikel im Ox 37 (1999), der auch online bei den Kollegen steht.
Pete (04/11)

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Samiam
Orphan Works DoLP (No Idea)

Damit das mal klar ist: Kein Mensch, der nicht sowieso alle Samiam-Scheiben hat, wird sich diese Zusammenstellung von Live-im Studio, Outtakes und B-Seiten zulegen. Logisch, ist ´ne Fan-Sache, so eine Compilation. Keiner der Songs, die hauptsächlich die „Major-Phase“ der Band in den Neunziger abdecken, ist bisher unveröffentlicht. Die Soundqualität, auch der Live-Sachen (aus Wiesbaden) ist astrein. Man freut sich also, von einer seiner Lieblingsband Hits mal in anderen Versionen zu hören und entdeckt so neue Facetten an alten Ohrwürmern. Ich stelle fest, dass die Produktionen der Original – Alben absolut ok. waren; ich kann auf keinen Fall irgendeine bessere Version hier finden. Schade, dass Samiam im Gegensatz zu einigen Gruppen, die im Laufe der Zeit im Vorprogramm von Ihnen auftraten, z.B. Green Day, Blink182, No Doubt, es nicht geschafft haben, die Ihnen zustehende Ehre als eine der aufregendsten Gitarrenbands der Neunziger auch kommerziell einzufahren. Das Cover mit dem etwas Nazi-mässigen Adler gefällt mit nicht, keine Ahnung was das soll. Die Platte kommt mit Downloadcode, was ich eine der besten Erfindungen im Musikbusiness finde (Vinyl + Download, meine ich)
Pete (12/10)

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Smoke Blow

Colossus LP (PIAS Records)
Wäre ich bei der Werbeabteilung ihrer Plattenfirma (Play it again Sam – haben die nicht früher so Elektro-Body-Music rausgebracht?) würde ich folgenden Slogan raushauen: Fett rockender Bastard aus Turbonegro und Rocket from the Crypt, verfeinert mit etwas Misfits und Gothic im Allgemeinen. Die Jungs aus Kiel wollen es mit ihrem 5. oder 6. Album wohl richtig wissen: Die Aufmachung mit Klappcover ist sehr geschmackvoll und aufwendig gemacht. Man hört ihnen ihre Turbonegro-Verehrung durchaus an, während diese aber sich seit „Apokalypse Dudes“ nur noch selbst kopieren und Platten nur noch rausbringen, um ihre Häuser in der Karibik abzubezahlen, entwickeln sich die Kieler Nordlichter zu einer wahren Rock-Entertainment- Dampfwalze. Gut, auf die Neueinführung von deutschen Texten hätte ich verzichten können, aber was soll´s, sind ja nur ein 2 Songs „Wavig“ oder „Gothic“ zu sein, ist seit der Neo-Wave Bewegung im angloamerikanischen Einflussbereich auch nicht mehr peinlich, über Katastrophenbands wie „The Mission“ oder anderem Scheißdreck scheint endlich genug Gras gewachsen zu sein, gottseidank! Wie dem ein oder anderen bekannt sein dürfte, verfügt diese Band über 2 Frontmänner, auch „Shouter“ genannt, was dem Gesamtwerk eine besondere Dynamik verleiht. Wie schon erwähnt, höre ich teilweise den von mir gerne als „Las-Vegas-Punkrock“ bezeichneten Sound der sehr geschätzten, aber verblichenen Rocket from the Crypt zu „Scream, Dracula, scream“ – Zeiten raus, was die Sympathie zu diesem Tonträger weiter steigert. Also, Frau und Kind einkaufen schicken, Volume auf 10 und Luftgitarre rausholen!
Pete (04/08)
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The Sword
Age of Winters LP (Kemado records)
Diese Scheibe hätte ich wegen ihres Elfen-Fantasy-Comic-Covers mit den Fingerspitzen nicht angefasst, wäre sie nicht beim Shoppen im Green Hell Laden gelaufen. Da hätte ich aber ein fettes Teil verpasst, Alter! Doomige, langsam-walzende Gitarrenwände malmen Dich in Grund und Boden. Wer, wie ich, ab und zu Queens of the Stone Age, Slayer oder Pantera in den richtigen Dosen zur richtigen Zeit (Nachts autofahren, schnell autofahren! Bankdrücken ab 100kg etc.) als akustischen Input wählt, wird begeistert sein. Die Texte gehen schon ein wenig ins Bescheuerte, aber nicht ins Bedenkliche, so epischer Kram und so´n Zeug. Metall-Erfahrene werden sich damit auskennen. Egal, das Teil rockt! Play very loud!
Pete (12/07)
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Southern Culture on the Skids
Countrypolitan Favorites LP (Yep)
Auf dieser Scheibe widmen sich die 3 Südstaaten-Pflanzen ihren Hillbillie-Roots mit 14 Cover-Versionen von "Oh Lonesome me" bis "Tobacco Road", also Material, das der Punkrocker von heute meidet wie der Alkoholiker die Entziehungskur. Wenn man allerdings via Johnny Cash und Konsorten einen Fuß in die Tür des Country-Universum der US of A gestoßen hat und mit dem augenzwinkernden White Trash Stil von SCOTS klarkommt, hat man eine sehr unterhaltsame, wenn auch nicht revolutionäre Platte auf dem Teller.
Pete (10/07)
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Sunny Domestozs
Playin´ more Favourites 7"(Build for Speed)
Zur Live-Reunion melden sich Suny D. erst einmal im Klein (7"-) Format auf dem Tonträgermarkt zurück. Wie der Titel andeutet, werden 4 Punk- bzw. Rock´n´Roll Klassikern S. D. - Psychobilly-Hörnchen aufgesetzt. Mit Klassikern von Cock Sparrer und den Adicts können die Routiniers nichts falsch machen, man wünscht sich um so mehr ein Album mit neuen, eigenen Tracks. Schauen wir mal, ob das unter den gegebenen Umständen (siehe Interview) möglich ist.
Pete
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Speedball Baby
The Blackout LP (In the Red)
Wie konnte ich eigentlich die ganze Zeit eine Band wie S.B. übersehen?!? „The Blackout“ ist nämlich schon das dritte S.B. Album und hätte ich nicht zufällig im Plattenladen etwas Zeit totzuschlagen gehabt, hätte ich auch das nicht gehört. Dabei ist die Scheibe hier (und die Band generell) alles andere als eingängig und einfach, es dauert einige Zeit bis es zündet. Aber dann! Man stelle sich eine durchgedrehte Rockabilly/ Rock´n´Roll Band vor, angeführt von einem größenwahnsinnigen, manischen Gospelshouter am Rande der Demenz. Außerdem machen sich S.B. als New Yorker Band in der Nachbarschaft der Blues Explosion oder Chrome Cranks sehr gut. Gleich zu Anfang der Platte gibt es ´nen Knaller erster Kajüte, „Three Quarter man“, eine höchst unterhaltsame Beatnik-Jazz-Parodie (oder vielleicht doch eine Hommage?), danach geht´s auf eine rasante, psychotische Reise durch die Abgründe des S.B. – Universums, wobei eine Menge großartiger Songs abfallen, irgendwo zwischen Jon Spencer-R´n´B, Soul und arty R´n`R. Alles äußerst atmosphärisch, alles äußerst cool. Top Notch-Entertainment! Auf der B-Seite wird´s dann noch mal außergewöhnlich, wenn ex-Gorie Mick Collins in „Cash Cow“ einen langsamen Lounge-Jazz Crooner säuselt, nicht ganz ohne Ironie zum Glück, aber sehr schön (übrigens würde die Liste der prominenenten Gastmusiker jeden Hip Hopper schwindelig werden lassen: Jon Spencer, Christina Martinez, Clay Reed von den Subsonics...). Nur die wenigen soundkollagenmässigen Songs, in denen man sich sogar selber samplet, sind mir oft etwas zu strange. Überhaupt ist diese Platte im Gegensatz zum Vorgänger (den ich mir sofort besorgt habe, weil ich so begeistert war) manchmal kurz davor, zu kopflastig zu werden. Im Moment ist aber alles noch im grünen Bereich, im Gegensatz zu mancher Kunststudentenkombo haben S.B. nämlich Soul und schwitzen sowohl den coolsten R´n´R Spirit als auch literweise Blut. Trotzdem sollte vielleicht jeder vorher mal reinhören, den meisten dürften S.B. vermutlich zu arty sein...
Pete
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Smoke Blow
Dark Angel LP (Nois-o-lution)
WOW! "German Angst" war je schon Chef, aber was Smoke Blow auf "Dark Angel" veranstalten, ist schon extrem großartig. Bei jedem Song stellt sich nach ca. 1 Minute das Gefühl ein, besser könnte es kaum mehr werden, aber die Oberasis aus Kiel legen immer noch einen weiteren Refrain obendrauf. Aus jedem Song hätten andere Bands wahrscheinlich zwei drei gemacht. Insgesamt ist die Platte etwas poppiger als der letzte Wutbolzen, dafür allerdings noch hymnenhafter und wesentlich abwechslungsreicher. Mit viel schlechtem Willen kann man zwei der 11 Stücke (14 Tracks, 1 Intro, 1 Outro und ein kurzes instrumentales Zwischenspiel) als durchschnittlich bezeichnen ("Killer In Love" & "Black Church Of America"), der Rest ist atemberaubend gut. Jack Lettens Stimme wird immer charismatischer, das Zusammenspiel zwischen ihm und dem zweiten Sänger MC Straßenköter, der im wesentlichen für die Hardcore-Parts zuständig ist, funktioniert perfekt, die Gitarrenarbeit ist mal wieder über alle Zweifel erhaben. Ein wenig erinnert mich die Scheibe an die Mighty Mighty Bosstones. Weniger musikalisch (auch wenn Letten's Stimme gelegentlich eine frappierende Ähnlichkeit mit der von Dicky Barrett hat) als vielmehr von der Entwicklung. Diese haben auch ne ganze Weile gebraucht, um zu guten Songwritern zu werden, aber irgendwann hatten sie's perfekt raus. Was das Songwriting anbetrifft, können Smoke Blow jedenfalls kaum mehr besser werden. Und das Beste ist: die Scheibe bietet einem jeden Tag einen neuen Lieblingssong.- Ich höre sie jetzt seit einer Woche quasi nonstop und heute gefällt mir "Demon Slayer" am besten, während es gestern noch "Diabolical" und davor "It's In My Blood" war. Wer auf nihilistischen, leicht düsteren PunkROCK mit ordentlich Power und Hooklines steht, der kommt an "Dark Angel" nicht vorbei. Jetzt bereits ein ganz heißer Anwärter auf das Album des Jahres 2005.
Chris
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Social Distortion
Sex, Love and Rock´n´Roll LP (Time Bomb)
Es mussten acht Jahren vergehen um die Dämonen loszuwerden und einen würdigen Nachfolger für das düstere Meisterwerk "White Light, White Heat, White Trash" einzuspielen. Während das vergangene Album das Scheitern von Liebe und Beziehungen und den damit verbunden Schmerz zum Grundthema hatte, zeigt das neue Album einen Ausweg aus diesem Dilemma auf: Der Glaube an die Liebe- mit allen Höhen und Tiefen.
Schon der erste Knaller-Song des Albums "Reach For The Sky" bringt dieses Thema auf den Punkt: "Yesterday is history and tomorrow´s a mystery but baby right now, it´s just about you and me - you can run you can hide just like bonnie and clyde - reach for the sky ain´t never gonna die - and I thank the Lord for the love that I have found and hold you tight cause tomorrow may never come."
Damit ist die Phase des Zweifelns am Leben (No Future) abgeschlossen und es werden klare Perspektiven für die Zukunft aufgezeichnet. Man kann diese Entwicklung besonders eindrucksvoll beobachten, wenn man die beiden fantastischen On-The-Road-Songs "Untitled" von der "White Light" und "Highway 101" von der neuen Scheibe "gegenüberstellt". Vor acht Jahren fuhr man noch den dunklen "Lonely Highway" auf der "Oneway Street" entlang, während man heute an der palmengesäumten Küste von Ventura/Santa Barbara entlang cruist und der "California Sun" folgt. Das Thema des Fahrens, als Parabel für das Vorankommen im Leben, haben schon die großen amerikanischen Geschichtenerzähler wie John Steinbeck oder Woody Guthrie aufgenommen. Hier steht Mike Ness knietief in der Tradition der amerikanischen Roots-Musik bzw. literatur.
Musikalisch verbindet "Love" alle guten Eigenschaften, die auf den vergangenen Band- und Soloalben zu finden waren. "Reach" könnte auch vor acht Jahren veröffentlicht sein - eine gnadenlose Uptempo-Nummer. Während "Footprints On My Ceiling" mit seinem Blues-Rhythmus auch die Soloscheiben von Herrn Ness veredeln würde. "Don´t Take Me For Granted" und "I Wasn´t Born To Follow" schließen thematisch und musikalisch sehr gekonnt an die "Mummy´s Little Monster"-Phase an. "Winners And Losers" steht in der Tradition der großen Hymnen-Songs a la "Ball And Chain" und bringt die Dialektik des Lebens auf den Punkt: "There´s lovers and haters - the strong and the weak will all have their day. We´re devils and angels - which one will I be today?" Das ganze wird begleitet von Acoustic-Gitarren und einer leisen B3-Orgel, die im Hintergrund wimmert.
Ein sehr überzeugendes Album, das leider nur zu kurz ist. Denn zehn Songs reichen nicht aus für die nächsten acht Jahre.
(P) Pubass 2005
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The Spits
same EP (Slovenly Rec.)
Eine Platte, die man von Joey Staccato zum Geburtstag bekommt, kann nicht wirklich schlecht sein: Die Spits kommen offensichtlich aus der Neo-Wave-Punk Szene der US Westküste, mehr war aus der recht sparsamen Homepage leider nicht rauszubekommen, außer ein paar Bildern von Typen, denen man nachts besser nicht über den Weg läuft. Toll ist das total korrekte Cover, das einen an einer im fortgeschrittenen Stadium befindlichen neurologischen Krankheit leidenden Menschen im Rollstuhl zeigt. Wir müssen alle viel offener mit kranken und behinderten Menschen umgehen! Zur Musik: 9 feine Stücke gut abgehangenen Rock´n´Roll-Punkrocks, der deutlichen britischen Post-Punk Einfluss besitzt. Nicht so fröhlich Punk-Party-mäßig wie bei den Briefs oder wavig wie den Epoxies, sondern eher leicht paranoid wie bei den ATV, The Sound etc.. Diese Platte rockt! Ich beklage ja oft und gerne die Massen von Mittelmaß in diesem Musikgenre, aber hier bleibt mal was hängen, das diesen Tonträger für längere Zeit auf dem Plattenteller kleben lässt. Hoffentlich kommen diese Typen mal in einen unserer Lieblings-Clubs.
Pete
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Tiger Army
III: Ghost Tigers Rise (Hellcat)
Diese Band gefällt auch Herrn Ness, schließlich hat er sie als Vorgruppe für die US-Tour angeheuert. Irgendwie ist mir die kalifornische Psychobilly Band nie spektakulär aufgefallen. Warum eigentlich? Das neue Album ist phantastisch und dreht sich in Heavy-Rotation auf meinen Plattenteller (in limitierten weißem Vinyl erhältlich z.B. bei "Green Hell"). Fast wäre dieses Album nicht zustande gekommen, da der Schlagzeuger Fred Hell viermal angeschossen wurde, daher nicht auf der Platte spielen konnte, aber überlebte. Er machte somit dem Schlachtruf der Band ("Tiger Army Never Die") alle Ehre und musste auch nicht mit seinem Nachnamen dafür zahlen.
Mit jeder Scheibe wird das Trio um den Mastermind Nick 13 besser, weil die Songs mittlerweile ausgereifter und dadurch wirkungsvoller sind. Hier mal eine fette Gibson-Einlage ("Wander Alone"), dort mal eine Pedal Steel Klampfe ("The Long Road") untermauert von dem typischen Psychobilly-Gerüst (Stand-Up-Bass, Drums). Das führt dazu, dass man nicht nur stur seinen Weg geht, sondern auch im Outlaw R´n`R, Country oder im Horror-Punk zu Hause ist. Das Ganze klingt durch die charismatische Stimme von Nick 13, die entfernt an Chris Isaak erinnert, immer sehr wehmütig und melancholisch: "I´ve done so much wrong, so now I wander - Just trying to get along, there´s no peace for me - This tattoed tear, it falls forever from my eye." ("Wander Alone")
Anspieltipps: "Atomic" und "Through The Darkness"!
(P) Pubass 2005
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Tip Toppers
s/t 7" (Burgess Shale)
Die erste Veröffentlichung des neuen Labels vom Moloko-plus Mitarbeiter Torsten B. Unglaublich, wieviel Melodien im Powerpop Universum es noch zu entdecken gilt: 4 Tracks dieser Band aus dem Yum Yums Umfeld kleistern die Boxen der Stereoanlage mit zuckersüßen Songs zu, dass es eine Freude ist. Interessant ist das "Making-of" dieses Tonträgers im M+, unbedingt mal checken!
Pete