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Reviews > J - L
Die Screaming Trees waren einer meiner Lieblings-Bands
aus dem "Grunge" (üäh -häßliches
Wort geworden)-Umfeld Ende der Achtziger Jahre und deren markante
Stimme war M. Lanegan. 2000 war Feierabend, eine weitere "Indie-goes-Major"-Geschichte
ging mit wenig Erfolg zu Ende. M.L. versuchte sich schon seit 1990
als Solo-Artist, war nach den Screaming Trees mit vielen Kollobrationen
(Greg Dulli von Afghan Whigs, Queens of the Sone Age, usw.) aktiv.
Bei seiner aktuellen Scheibe sind eben diese auch als Guest-Stars
am Start, was aber für die Linie des Albums keine Rolle spielt.
Sind halt mit dabei, damit die Reviewer was zu schreiben haben.
Ohne alle Solo-Alben zu kennen (ich habe nach "Sweet Oblivion"
von S.T. 1992 - oh, auch schon wieder 20 Jahre - abgeschaltet) könnte
die vorliegende Platte durchaus als Alterswerk der Sreaming. T.s-durchgehen.
Okay, wurde auch hier ein bißchen die Produktion mit ein bißchen
Elektro-Gedöns aufgepeppt, bleibt der Bass-Bariton des Frontmannes
doch eben sehr das bestimmende Element, sei es bei Balladen, die
die S.T. auch schon konnten oder wenn mal auf die Tube gedrückt
wird. Und das gefällt mir, sei es nur aus nostalgischen Gründen
und aus Freude, dass einer der alten Haudegen in Würde überlebt
hat. Apropros: Am Schlagzeug sitz übrigens Jack Irons, der
erste Red Hot Chili Peppers Drumer, der auch harte Zeiten erlebt
hat. Schickes DoLP-Album mit Download-Code.
Pete (07/12)
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Die „Queen of Rockabilly“ ist dem eher der „raunchy“
Side of Rock´n´Roll zugeneigten Musikfan durch ihre Ode an die weibliche
Selbstbefriedigung, „Funnel of Love“, bekannt geworden, die auf
verschiedenen Samplern („Songs the Cramps taught us“ etc.) zu finden
ist und durch einige Coverversionen, z.B. auf Mike Ness Soloalben
an Bekanntheit gewonnen hat. Nach dem sie die Siebziger und Achtziger
Jahre mit Gospel-Alben vertüdelte, wurde sie nun von Jack White
of White-Stripes-Fame aus der Versenkung geholt. Entstanden ist
ein Album mit Cover-Versionen, teils von RnR-Klassikern, teils von
„modernen Klassikern“ (Bob Dylan-Spätwerk, Amy Whitehouse). Was
wahrscheinlich das gewollt Besondere an diesem Album ist, finde
ich eher störend: Eine komische Produktion mit übereinander gelegtem
Feedback, Steelguitar und Polkabeats (z.B. bei „Busted“), oft ist
die klare Stimme von Effektgeräten nervig verzerrt („I´m no good“).
Genau das Gegenteil von den Cash-Alterwerken: Statt puristischer,
runtergestrippter Produktion auf das Wesentliche geht die Stimme
von W.J. in der Kirmes-Produktion von Jack White unter. Auf Hi-End-Anlagen
mag sich das fantastisch anhören, aber das kann ja nicht Sinn einer
Rock´n´Roll-Platte sein, oder? Was cool ist: Wenn man das als Album
gestaltete LP-Cover öffnet, ertönt wie bei einer Geburtstagskarte
ein Sound: Der Refrain von „Shakin all over“, dem ersten Song!
Pete (03/11)
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Es gibt wohl kaum eine mystifiziertere Band als Joy Division. Das liegt natürlich zum einen an der unglaublichen Tragik der Bandbiographie,
zum anderen Teil natürlich auch an der unschätzbaren künstlerischen Bedeutung. Ich höre die Band seit fast dreißig Jahren ohne dass sich
Abnutzungserscheinungen einstellen. Es existieren bei soviel Kult natürlich Heerscharen von Sammlern und Fans, die von der Tonträgerindustrie
mit der zwangsläufig begrenzten Zahl an vorhandenen Aufnahmen mit Releases in immer neuen Aufmachungen beglückt werden müssen.
Wie bekannt sein dürfte, hatte die Band zwei Alben während ihrer gut 3-jährigen Karriere aufgenommen, das zweite („Closer“) ist
wegen des Selbstmordes von Sänger Ian Curtis seiner Zeit posthum erschienen. Ein Jahr später wurden die Fans mit neuem Material
per Do-LP „Still“ gefüttert, das Live- und Studiomaterial aus der gesamten J.D. Periode beinhaltete. Zusätzlich erschienen 3
reguläre Single-Veröffentlichungen („Transmission“/“Novelty“, „Love will tear us apart“/“These days“, „Athmosphere“/“She´s
lost control“), nimmt man mal die Debüt 4-Track 7“-EP „An ideal for living“ aus dem Jahre 1978, für deren Erwerb als Original
man mittlerweile einen Bausparvertrag auflösen müsste, heraus. Zusätzlich hatte die Band relativ viel Material auf Samplern
etc. rausgebracht, das aber bereits seit den frühen Achtzigern breit gefächert auf Bootlegs dokumentiert ist. So waren die
erste J.D. – Scheiben, die ich persönlich besaß, Elaborate namens„The sun ain´t gonna shine anymore“ und „Pearl Harbour“.
Ende der Achtziger wurden dann fast alle jener Tracks offiziell als CD („Substance“) veröffentlicht. 1997 erschien bei
London Records die 4-CD – Compilation „Heart and Soul“, wo ebenfalls jeder Pups drauf ist. Da das Original Label Factory,
das ebenso kultig ist/war wie JD, in den Neunzigern pleite ging, sind die Rechte m??"`??Aè??Ì`??ŸèÏittlerweile bei Warner gelandet, die
offensichtlich auch noch mal ein paar Dollar aus dem vorhandenen Material machen wollen. Die drei Original-Factory-Alben
sind sämtlich als Sammler-Editionen mit Bonus-CD mit einem Live-Konzert re-releast worden. Nun gibt es für den betuchten
Collector (66 Kracher kostet das vorliegende Objekt bei Green Hell, was für 10 Singles in einer hübschen Box okay geht!
Die Tracks an sich gibt’s bei Amazon für 4,95 auf einer CD, siehe oben!) eine Single Box mit 20 Tracks, wobei jede einzelne
7“ mit einem Cover versehen ist, das dem Original-Release nachempfunden ist. So ist jedes Cover nicht komplett mit einer
Graphik versehen, sondern es sieht so aus, als wäre ein Original Cover, z.B. das vom Sordide-Sentimentale-Sampler
abfotografiert und großflächig draufgepackt. Einerseits ist das wahrscheinlich als offenes Zugeständnis gedacht,
die Originalität der frühen Werke zu bewahren, andererseits hätte ich es persönlich besser gefunden, eine möglichst
Orginalgetreuigkeit vorzufinden. Geschmackssache halt. Neue Tracks, Mixe oder sonstige Überraschungen musikalischer
Art sind im Übrigen hier nicht zu finden. Die Standard Edition ist auf 4500 Exemplare limitiert, da wird wohl der
Preis bald steigen. Noch teurer wird die 500-Copies-only-DeLuxe-Edition auf dem Sammler-Markt werden, die zusätzlich
2 CD´s beinhaltet, mit je 5 Tracks, die aber auch nix Neues bieten sowie ein „Art-Piece“ (eine Plexi-Glass-Scheibe
mit „+ -„ drauf). Auf jeden Fall war diese Variante bereits vor Veröffentlichung ausverkauft und ging aktuell bei
ebay für über 200 € über den virtuellen Tresen! Für weitgehende Informationen zur Band und Discographie empfehle
ich die umfassende Homepage www.JoyDiv.org.
Pete (12/10)
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Frontmann Frankie Stubbs sieht auf dem Foto auf dem Innersleeve aus wie ein alternder Mathematik-Professor mit einer
Vorliebe für ein Schlückchen zuviel. Wir haben es also hier mit einem Alterswerk zu tun. Auf der Website von LF findet man ein Tourarchiv,
wo ich feststellen konnte, dass meine erste Begegnung mit der Band auch schon 20 Jahre her ist (Berlin SO36 mit Wat Tyler und Sick of it all
(!)). Ich bin also Zielgruppe. Dass die herausragende Qualität des Monolithen „Mush“ von 1992 nicht erreicht werden kann, war klar; die
Frage war, wo stellt sich die Platte in der langen Discographie der Mannen aus Sunderland an; dass die Anwesenheit des Original
Gitarristen Dickie Hammond sich positiv auswirken würde, konnte man sich auch denken. Nachdem auf den letzten Werken der Band die
meisten Stücke etwas, äh, sagen wir mal beliebig, klagen, sind auf „Stormy petrel wieder richtige Gassenhauer am Start, die immer und
immer, jeden Tag in Heavy Rotation laufen („Never say goodbye“), auch alters-angemessene Songs mit einem Hauch Melancholie, wie man
sie von LF kennt, treiben einem fast die Tränen in die Augen („My world ends“). Fazit: Eine schön-melancholische Platte für
den älteren Punkrocker. Sie zu hören, ist als wenn man einen alten Freund nach Jahren wieder trifft und sich freut wie gut es
dem alten Sack geht.
Pete (05/10)
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Komisch, dass bisher keiner bis jetzt die Vermutung auch nur angedeutet hat, dass mit den posthumen JC-Veröffentlichungen Leichenfledderei betrieben wird. Der Verdacht, der mir nach der Ankündigung dieses Albums ganz kurz in den Sinn kam, kann gleich wieder verworfen werden, denn: Zu erhaben sind die mächtigen Songs, zu perfekt die um die bröckelnde, aber jeder Zeit unglaubliche, na sagen wir mal „Würde“ ausstrahlende Stimme des Men in Black gelegte, runtergestrippte Produktion ganz in Moll. Sicher ist, dass jetzt nichts mehr kommt; damit das Cash´sche Werk auf American Recordings nicht verwässert wird, scheint das auch in Ordnung. Dieses Album bildet einen würdigen Abschluss, auch wenn es etwas kurz ausgefallen ist, was wahrscheinlich dem Mangel an mehr Material geschuldet ist. Die Hawaiianische Ballade als letztes Stück kann man wahrscheinlich als letzes Augenzwinkern des großen amerikanischen Sängers verstehen.
Pete (05/10)
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J.S. ist Musiker in der Country-Band Drag the River,
in der einige Ex-Punkrocker wie z.B. All-Sänger Chad Price
oderJJ Nobody ihren musikalischen Altersruhsitz gfunden haben. Immer
mal wieder liest man, dass sich Drag the River ganz oder zeitweise
aufgelöst hätten, allerdings werden bei myspace auch immer
wieder anstehenden Gigs (in den USA) angezeigt. Auf jeden Fall hatte
wohl einer der Masterminds ein paar Songs auf dem Herzen, die er
mit einem Haufen Gastmusiker nun auf Platte gebannt hat. Zu hören
gibt es coole traurige-rockige Country Songs, mal akustik, mal auch
heftiger, wie es sich für alte Punkrocker gehört. Mir
gefällt die etwas morbide Stimmung dieser Platte ebenso wie
bei den Scheiben von DTR. Von allen Country-Projekten von Alt-Punkern
(z.B. von Hot Water Music, Bad Religion oder US Bombs-Muckern) ist
das hier meiner Meinung nach ambitionierteste Projekt. Wenn man
sich die Bilder von diesen Typen anschaut, weiß man, dass
es sich nicht um Mode-Country-Fans handelt, die gerade zufällig
eine Johnny Cash CD im Regal von Papi gefunden haben, sondern um
Typen in den Vierzigern, die ne Menge erlebt haben und nicht nur
Gutes!
Pete (08/09)
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Luis und seine Wildfeuer sind ein 4 Mann Hispanic-Rockabilly-Package aus L.A., dessen geile erste Scheibe von Norton als Lizenzprodukt von Wild-Records rausgebracht wurde. 14 Stücke, davon erfreulicherweise nur ein Cover, klingen als hätte man eine der besten Desperate RnR -Platten auf den Teller geschmissen. Die Produktion ist also etwas rau, aber nicht zu trashig-garagig; ein cooler Slap-Bass bildet das Gerüst für die schönen hitverdächtigen Songs, die Frontmann Luis im Alleingang geschrieben hat. Psycho- oder Punkeinflüsse glänzen durch Abwesenheit, so dass auch die Puristen begeistert sein dürften. Ein Dank an Crypt - Label - Boss Tim Warren ist ein weiterer Indikator dafür, wo es hier lang geht.
Pete (12/07)
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Die JSBX hat zwischen 1992 - 2002 auf dem In the Red Label 5 sogenannte Jukebox Singles rausgebracht. Diese Songs plus einige weitere rare Singles-Release sind auf dieser interessanten Werkschau zusammengefasst. Allein das Cover mit einer feinen Kopie des "Back from the Grave Vol. 1" Cover lohnt die Anschaffung, statt Jimi Hendrix und Genesis werden jetzt Pearl Jam und die Red Hot Chili Peppers beerdigt. Mir auch recht! Musikalisch erwarten den Fan keine Überraschungen, trotz üblicher Lo-Fi Bedingungen hört man eine total präzise eingespielte 3-Mann Blues-Punk-Trash Maschine, deren charismatischer Sänger mal schreiend, mal singend, mal hechelnd, dem ganzen die Unverwechselbarkeit und Power gibt. Keine Künstlerscheiße, Mann, nur der Blues!
Pete (11/07)
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