Was Neues, Pussykatze? Interviews & Biographien Investigativer Journalismus Kolumnen Gigs & Scheiben Schmauckedelic Live-Shows Impressum
A - C
D - F
G - I
J - L
M - O
P - R
S - U
V - X
Davidson, Eric
We never learn Buch (Backstreet Books)

Großes Lesevergnügen bereitete letzten Sommer die Lektüre von "We never learn" von Eric Davidson. Wie an dieser Stelle schon mehrfach erwähnt, hat der ehemalige Frontmann der New Bomb Turks seine langjährigen Erfahrungen on the road und als Record Collector jetzt zu einer Story des Garage Punk (Er nennt das Genre"Gunk Punk") zusammengefasst. Insgesamt hat das Werk einen ziemlich humorvollen Touch ohne albern zu sein. Eric führte viele Interviews mit den wichtigsten und einflußreichsten Charakteren, ohne das diese wie in "Please kill me" durcheinander gemixt, sondern am Stück abgedruckt werden. Zu nennen sind B. Childish, Tim Warren (und natürlich ein paar andere Figuren aus der Crypt-Meschpoke), Eddie Spaghetti, Blag Jesus, Long Gone John von Sympathy und viele mehr. Interessante Geschichten und Geschichtchen werden erzählt, z.B. die Story über das ominöse, nie erschienene Mummies-Album auf Crypt. Man fühlt sich zurückversetzt in das Forum Enger ca. 1994, als man mit den Mitgliedern der Vorband (Teengenerate) Zwergenweitwurf im Moshpit zu den NBT spielte. Herrlich! Natürlich hat jede gute Zeit irgendwann ihr Ende, am Beispiel der Muffs wird geschildert, wie manche Band von den Major-Labels im Rahmen des Hypes um White Stripes und Hives verheizt wurden. Im Übrigen gibt es ziemlich viel Jack White-Dissing von vielen Interviewten. Scheint wohl ein echter Sympath zu sein! Das Buch lässt sich auch ohne Englisch-Studium gut lesen und ist für 15,99€ bei Amazon zu haben. (350S. + free Download!) Ich hoffe, das Eric und vielleicht auch die NBT mal wieder hier rüberkommen können, vielleicht gibt es ja 2011 eine Lesetour!.

Pete (08/10)

_____

Fehlfarben
Glücksmaschinen LP (Tapete Records)

Wie bei vielen anderen Reviews, muss ich mal wieder abschweifen. Kann ich machen, gehört ja alles mir hier. Außerdem bin ich Nerd. Ich bin auch ein großer Fan von Peter Hein, "Monarchie und Alltag" ist eh unantastbar und Family 5 haben mir die 2. Hälfte der Achtziger gerettet. Wie oft haben wir mit 20 Mann bei F5 Konzerten rumgestanden und die Lobhudler vermisst, die aus den Löchern kamen, als Tocotronic, Blumfeld und Konsorten auf einmal die Retter des deutschsprachigen Rock waren. Ich fand selbst die "Platte des himmlischen Friedens", die "Comebackplatte" der Fehlfarben Mitte der Neunziger, gut, bis auf 1-2 darauf befindliche Totalausfälle. Als dann "Knietief im Dispo" 2002 rauskam, war ich dann das erste Mal enttäuscht, und zwar so sehr, dass ich mir die Platte nicht gekauft habe. So, und nun wieder was Neues. Zunächst: Ich habe das Album gekauft, natürlich auf Vinyl und die Single ("Wir warten") gleich mit. Der erste Eindruck: Ist mit acht Stücken, davon ein Dub-Instrmental, ein wenig kurz geraten. Die gute Nachricht: Bei einigen Stücken darf Janie wieder richtig shouten und man hat nicht den Eindruck, er liest seine Gedichte zu Musik vor. Für meinen Geschmack liegt manchmal zuviel Synthie-Gedöns vom Pyrolator über den Tracks. Ich habe natürlich nicht erwartet, dass jetzt skandinavischer Death-Metal Einfluß auf die Band hat. Die Scheibe hat einen guten Midtempoflow, erinnert manchmal an New Order. Fazit nach 2-mal Durchhören: Die Hälfte der Stücke sind gut, das macht die Scheibe besser als 99% der übrigen Neuerscheinungen heutzutage. Ich arbeite jetzt daran, die übrigen auch noch gut zu finden.

Pete (02/10)

_____

Drag the River
You can´t live this way LP (Suburban Home Records)
Was immer ich mir eigentlich unter “Alternative Country” vorgestellt habe – das hier ist für mich der Prototyp eines gelungenen Albums. Drag the River haben schon einen ganzen Haufen wundervoller Platten veröffentlicht, leider, zumindest hierzulande, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Weder der Rolling Stone oder Ox und Konsorten stellten diese Band einmal vor. Dabei ist doch Country auch bis in Punkerkreise cool - siehe die diversen Nebenprojekte von verschiedenen Bands von Bad Religion bis US Bombs. Sänger Chad Price habe ich schon bei den göttlichen All geliebt weil er so „Emo“ klingt (ähm) und seine rauhe Stimme ist für langsame Country-Sachen auch sehr geeignet. Manchmal fällt mir beim Hören auch Elvis Costello ein, vor allem bei den Songs am Anfang der Platte, die mit Horns unterlegt sind. Wenn bei Stücken wie „Lizzy“ mal richtig in die Tasten gehauen wird, kommen durchaus Reminiszenzen an Chad´s alte Truppe wach. Jon von den Armchair Martian und JJ von den Nobodys wissen auch wie man es mal richtig krachen lässt. Man, diese Band würde ich gerne mal hierzulande live sehen und mich dabei richtig vollaufen lassen. Gibt es eigentlich ein größeres Kompliment an eine Band, als „dazu möchte ich mich vollaufen lassen“? Ich finde nicht, zumindest in meinem Universum. Pete (04/08)
Pete (04/08)
_____

The Fatals
Desperate 7"(Zaxxon Virile Action)
Man nehme eine frühe Single der New Bomb Turks, deponiere sie im Herbst/Winter eine Woche auf dem Balkon, leere dann den Staubsaugerbeutel darüber aus und spiele sie mit einem Plattenspieler ab, bei dem der Tonarm abgebrochen ist und mit Tesa notdürftig wieder angeklebt wurde. Punk as Fuck!
Pete
_____

Dan Melchior´s broke Revue
Bitterness, Spite, Rage & Scorn LP (In the Red)
Kaum habe ich die “Heavy Dirt” LP aus meiner persönlichen Heavy-Rotation entlassen und ihr etwas Ruhe im Regal gegönnt, kommt schon die nächste Platte von Herrn Melchior. Feinfein, so kann das meinetwegen ab jetzt weitergehen. Gut, und jetzt mal Hand aufs herz: Wer hat nach meiner überschwänglichen Besprechung in Rockass Nr. 1 mal in besagte „Heavy Dirt“ reingehört, sie womöglich sogar gemocht und gekauft? Na? Wer das nämlich getan hat, der darf weiterlesen und sich danach diese Platte auch noch besorgen. Also, liebe Broke-Revue-Freunde, Entwarnung! Diese Platte ist mal wieder eine Gute! Na ja, der Sound der letzten Platte war mir etwas lieber (insbesondere der Gitarren), und manche Songs etwas eingängiger, aber das war´s auch schon beinahe mit der Kritik. Damit dürfte die Revue (so können wir uns Fan-intern einigen, so wie die „Tatts“ für Rose Tattoo, oder meinetwegen „die Hosen“) immer noch die beste Bluesband von New York sein. Oder „Blues-Punk“. Aber noch mal kurz zur Sache: 14 neue Lieder, keins scheiße. Soviel mal vorweg, aber ein paar Neuigkeiten gibt´s schon, wie ein Klavier, welches hier und da dabei ist, wenn auch nicht immer nötigerweise. Oder „Beast in a field“, ein schnöder Counrybluessong, der, wenn man sich erst mal reingehört hat, ein hartnäckigerer, aber um Welten besserer Ohrwurm ist als beispielsweise Las Ketchup und der das textliche Universum des Herrn Melchior schön auf den Punkt bringt: irgendwie finde ich alles, was die Leute interessiert, dumm und nervtötend, ich mach nicht mehr mit, basta! „Semi famous people“ nerven, „The cruel pang of beauty“ auch, also mir persönlich spricht da einer aus dem Herzen, Ihnen auch? Na dann bis zur nächsten Platte im nächsten Heft.
Pete
_____

Dead Brothers
Wunderkammer (Voodoo Rhythm)
Auch eine Band, die man eigentlich nicht mehr anpreisen muss, wir wissen mittlerweile hoffentlich alle, wie wunderbar die Dead Brothers agieren. Neu lässt sich eigentlich nur anmerken, dass sie sich immer mehr einspielen, immer perfekter werden, aber nicht glatter, keine Angst, die Songs immer noch Spass machen, besonders die über den Tod, sie selbst an sich nervende Instrumente wie Steel Drums gekonnt einsetzen können und dass sie Live, äh... Ach du hast die Platte schon? Wem erzähl ich den Mist dann eigentlich?
Duniel
_____

Deadly Snakes
Porcella DoLP/CD (In The Red)
Die Deadly Snakes sind ja denfinitiv keine Band, die stehenbleiben will, was gut ist, auch wenn's gern verteufelt wird. Daher sollte man sich gar nicht weiter daran stören, wenn das neue Großwerk der Snakes anfangs etwas seltsam verspielt reinkommt oder, boshaft gesagt, bemüht erwachsen (selbsternannte fachkundige Musikwissenschaftler werden sich vermutlich darüber amüsieren, wie die Kanadier die Entwicklungsphasen der Stones ein paar Jahrzehnte später nachvollziehen. Mir ist das relativ Latte). Die Rüpeligen Rhythm'n'Blues Rocker werden sie dabei gottlob nicht los, ebenso wie das latente Gospelkostüm, was auch für DS- Traditionalisten eine gute Nachricht sein sollte. Aber mindestens die Hälfte der auf der Doppel - LP vertretenen 20 Kompositionen sucht nach neuen Wegen, die Deadly Snakes - Geschichten um Liebe, Existenzangst und allgemeinen Irgendwie-nicht-klarkommen zu erzählen, und zwar mit unglaublich liebevollen, detaillierten Arrangements, die im ersten Moment kitschig oder überzogen wirken können, am Ende doch zünden (sprich: nach ein paar Durchläufen oder beim Teetrinken während ausdauender Herbstschauer). Das geht vom Blockflöten-Lead bis zu Nick Caveigem. Und auch die Sprache scheint bei allem wilden Leben seltsam viktorianisch, andauernd werden Schiffe in die Tiefe gerissen und Könige entkront. Was mir irgendwie den Eindruck einer Herbstplatte wieder zurückbringt... Ich war jedenfalls lange in diese Platte verliebt und werde es wohl bei zunehmenden Mistwetter bald wieder werden. Übrigens würde ich jedem dringendst empfehlen, die Doppel LP aufzutreiben. Nicht nur, wegen des schöneren Artworks, sondern weil aus unerfindlichen Gründen die CD Version um ganze NEUN Lieder kürzer ist. Dass da, bei einer Platte ohne Ausfälle, natürlich ein paar ziemliche Kracher fehlen, ist nur logisch.
Duniel
_____

The Del Monas
Dangerous Charm (Vinyl Japan 107)
Von neu kann bei der Platte nicht die Rede sein, da sie 1985 auf Ace Records veröffentlich wurde. Vinyl Japan hat sie (schätze ich nach der Produktnummer) vor ungefähr einem oder zwei Jahren noch mal herausgebracht und noch fünf Songs dazugepackt, die für die BBC aufgenommen wurden. Da ich sie im Plattenladen meines Vertrauens unter den Neuigkeiten gefunden habe, und die LP es verdient hat noch mal nachgepresst zu werden, kommt hier eine Einschätzung. The Del Monas sind drei Frauen, die einerseits Milkshakes Songs neu einsangen und andererseits Beat und Rock'n'Roll Hits in bester Brit- Beat Tradition zum Besten gaben. Praktischer Weise bestand ihre Backing- Band aus den Milkshakes höchstpersönlich, mit dem typischen Childish/ Hampshire Sound, den man natürlich von den Headcoats und Masonics kennt. Musikalisch und stilistisch ist damit eigentlich schon alles gesagt. Was die Sache interessant macht, sind die Milkshakes Songs, die man in anderen, und teilweise besseren, Versionen hören kann, aber auch sehr coole Coverversionen von C.C. Rider, Twist and Shout etc. Sehr gut ist auch die Doors Coverversion, die ich zuerst gar nicht erkannte, weil sie hier so beatlastig ist. Ein bisschen langweilig ist die Fever Version, aber bei 15 Songs kann auch mal was lahmes dabei sein, und viele der Stücke sind echte Ohrwürmer, die sich thematisch immer um das verliebt sein oder das Verlassen drehen. Eine schönes Reissue, dass hervorragend zu anderen 80er Jahren Beat Combos wie den Crawdaddys (falls die noch jemand kennt) und anderen passt.
Carsten